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Dr. Patricia Sitzenstock
29 Juli 2024 Lesezeit 5 Minuten

Wenn Pferde sprechen könnten

Jeder Pferdebesitzer wünscht sich ein harmonisches und gleichzeitig geklärtes Verhältnis zu seinem Pferd. Daher ist es sicherlich eine schöne Sache, dass sich immer mehr Pferdebesitzer die Körpersprache als gemeinsame Kommunikationsplattform zwischen Mensch und Pferd aneignen möchten. Die „Stimme“ wird bei Pferden untereinander nur selten und dann auch eher in extremeren Situationen genutzt. Somit hören wir eigentlich wenig von unseren Pferden, denn sie verständigen sich untereinander hauptsächlich auf nonverbaler Ebene über die Mimik (hier besonders durch das Ohrenspiel) und der Gestik (Körperhaltung).

Vielleicht kennst du den Spruch „Pferde sind meistens still und sprechen doch die ganze Zeit“? Als Fluchttiere sind sie Meister der schnellen Kommunikation und können so allein durch Blicke, Bewegungen und Berührungen in Sekundenschnelle Signale aussenden. Gleiches gilt für die Aufnahme, Deutung und Reaktion auf solche gesendeten Signale. Missverständnisse gibt es unter Pferden daher eher selten – sie diskutieren nicht, sondern handeln.

Dabei sind Pferde unglaublich sensibel und nehmen bereits kleinste Veränderungen und Signale wahr. Dies ist nicht nur in der Kommunikation unter Artgenossen der Fall, sondern auch in der Beziehung zu ihrem Besitzer. Es ist wichtig, dass du dir als Pferdebesitzer dessen bewusst bist. Schon ein schlechter Gemütszustand wie Anspannung oder eine fehlende Körperspannung werden von deinem Pferd wahrgenommen und führen zu einer Reaktion, die du so vielleicht nicht Bedacht hattest. Missverständnisse können die Folge sein, die möglichst vermieden werden sollen, um das Ziel eines harmonischen Zusammenseins erreichen zu können.

Aber was genau sind die Kommunikationswege der Pferde?

Kommunikation durch Körpersprache wie Mimik, Gestik und Bewegung

Pferde kommunizieren im sozialen Miteinander überwiegend über ihren Ausdruck und ihr Verhalten, wie z.B. der Körperstellungen und den Bewegungen. Hierüber werden auch Emotionen geäußert. Besonders relevant ist in diesem Zusammenspiel auch die Mimik: wie ist die Kopfhaltung, welchen Bewegungsfluss nehmen die Lippen oder Ohren ein.

Besonders die Ohren eines Pferdes sind ein wesentliches Kommunikationsmittel und geben sehr viel Preis über seinen inneren Gemütszustand wie Aufmerksamkeit, Wut, Freundlichkeit, Entspannung, aber auch Krankheit und Schmerz.

Kommunikation durch die Übertragung und Aufnahme von Gerüchen

Über den Geruch nehmen Pferde wichtige Informationen über das Geschlecht, den Hormonstatus oder auch dem Gesundheitszustand ihrer Artgenossen war. Außerdem dienen Gerüche zur Identifikation einzelner Herdenmitglieder oder auch zum Kennenlernen. Auch Pferde wählen ihre Partner gut aus und prüfen zunächst einmal, ob sie einander „gut riechen“ können. Wenn Pferde einem interessanten Duft auf der Spur sind, fangen sie häufig an zu flehmen. Bei diesem Prozess wird der Duft intensiv über die Nüstern angesaugt. Die Duftpartikel gelangen dann besonders schnell ins Gehirn, wo die Information verarbeitet wird.

Kommunikation durch Berührungen wie Stupsen, Lecken, Kraulen, Beißen oder Treten

Pferde kommunizieren auch sehr viel über Berührungen miteinander. Jeder Pferdebesitzer hat das sicherlich schon häufig gesehen: Das gegenseitige Fellchen kraulen. Hier kann man schön beobachten, dass nicht einfach wild drauflos gekrault wird, sondern die Wunschkraulstellen schon ganz klar durch gezielte Berührungen vorgegeben werden.

Auch wenn ein ranghöheres Pferd seinen Platz beanspruchen möchte, das andere Pferd aber nicht schnell genug sputet, gibt´s schon mal einen Biss in den Hintern oder sogar einen Tritt.

Kommunikation über Laute

Dieses Kommunikationsmittel verwenden Pferde eher selten – als Fluchttier entspricht dies nicht ihrer Natur, denn welches Pferd möchte dem Feind schon seinen offiziellen Standpunkt mitteilen? Laute geben Pferde daher eigentlich nur bei großer Vertrautheit, Freude, Wut oder aber auch Schmerz von sich. Zu den typischen Pferdelauten gehören:

  • Quietschen bei Begegnungen oder zur Verteidigung.
  • Wiehern zur Begrüßung oder aus Einsamkeit.
  • Stöhnen und Grunzen aus Schmerz oder durch hohe Anspannung.
  • Brummen bei einer dezenten und freundlichen Begrüßung.
  • Schnauben oder Schnaufen aus Wohlbefinden oder aber Erregung wie Angst.

Wie kommunizieren Pferde mit uns Menschen und wir mit ihnen? 

Pferde sind nicht nur klug, sondern vor allem auch echte Erfinder in Sachen Kommunikation. Sie nutzen in der Kommunikation mit ihrem Besitzer nicht nur das ganze Repertoire der Pferdesprache, sondern sind auch in der Lage, die menschliche Körpersprache zu interpretieren und zu erlernen. Den Spruch „Dein Pferd hat´s schon verstanden“ hat bestimmt schon jeder in seiner Reitstunde gehört. Pferde sind von Natur aus sehr neugierig und lernen so im Laufe ihres Lebens unsere Gesten, Mimiken, Gemütszustände und Stimmkommandos immer besser zu deuten. In einem gewissen Maße verstehen Pferde somit sehr wohl unsere Sprache und reagieren auch darauf. Wichtig ist für Pferde nur Klarheit – eine nicht eindeutige Kommunikation führt zu Missverständnissen und Unsicherheit sowohl beim Pferd als auch beim Besitzer. Haben beide jedoch einen gemeinsamen Kommunikationsweg gefunden, indem sich das Pferd verstanden fühlt und es auch seinen Menschen versteht, dann entsteht eine echte Verbindung zwischen Mensch und Pferd.

Um diese Harmonie zu erreichen, gibt es 2 Kommunikationswege:

  1. Der Mensch bringt seinem Pferd seine Sprache mittels Kommandos bei.
  2. Der Mensch erlernt die Sprache der Pferde und nutzt deren Kommunikationswege.

Auch eine Kombination aus beiden Wegen ist möglich. Für welchen Weg du dich entscheidest, hängt sowohl von deiner Einstellung als auch der deines Pferdes ab.

Die 8 Regeln einer erfolgreichen Kommunikation:

  1. Nutze vor allem die stille Kommunikation und setze deine Stimme sparsam ein.
  2. Du hast eine positive Grundspannung ohne Verspannung.
  3. Nutze die Bewegungsenergie deines Pferdes ohne es zu blockieren.
  4. Bleibe immer flexibel und beweglich.
  5. Berührungen mit deinem Pferd sowie der Zügelkontakt sind stets federleicht.
  6. Deine innere Haltung ist stets ruhig, bestimmt und gelassen.
  7. Lasse dich nicht von Emotionen ablenken oder leiten.
  8. Du weißt zu jedem Zeitpunkt, was du willst und wo es hingehen soll.

Kommunikationsprobleme zwischen Menschen und Pferden vermeiden

Es gibt immer wieder Situationen, in denen Mensch und Pferd trotz aller Bemühungen zu keiner gemeinsamen Verständigung kommen. Sei dir bewusst darüber, dass das Problem meistens nicht vom Pferd, sondern vom Menschen ausgeht. Folgende Situationen führen in der Regel zu Kommunikationsproblemen:

  • Du weißt selbst nicht, wo es hingehen soll oder was du gerade eigentlich genau willst.
  • Deine Hilfen sind nicht eindeutig – dein Pferd kann nicht verstehen, welche Reaktion von ihm erwartet wird.
  • Deine Hilfengebung ist widersprüchlich, Beispiel: beim Reiten signalisierst du deinem Pferd mit dem stehenden Zügel „Steh“, während die treibenden Beine sagen „Geh“.
  • Du hast deinem Pferd noch nicht abschließend geklärt, dass du die Führung übernehmen und dein Pferd dir bedingungslos vertrauen kann.

So schwierig die Kommunikation unter Menschen schon ist, mit Pferden wird sie nicht einfacher. Daher gilt: Probieren geht über Studieren. Traue dich auch, Fehler zu machen. Wichtig ist hierbei nur, dass du gelassen, ruhig und bestimmt bleibst und bereit bist, aus deinen Fehlern zu lernen. Hole dein Pferd dort ab, wo es sich gerade befindet und gehe, wenn nötig, einen Schritt im Training zurück, um dann über einen anderen Lösungsweg die Kommunikation wieder weiter auszubauen.

Wichtig für eine gute Kommunikation mit deinem Pferd ist deine eigene Grundeinstellung, welche sich vor allem durch Souveränität auszeichnen sollte: Dominanz und Chef sein hat nichts mit Machtausübung und Unterwerfung zu tun, sondern mit Vertrauen und Verständnis.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Körpersprache in der Kommunikation mit deinem Pferd immer eine Rolle spielen wird, egal ob du diese bewusst oder unbewusst einsetzt. Gehe davon aus, dass dein Pferd deinen Signalen willig folgen wird, wenn es dies kann und deine Botschaften in sich stimmig, überzeugend und klar ist. Nutze vor allem die nonverbale Kommunikation zur Bestärkung deines Pferdes – diese kann es am besten verstehen, z.B. durch ein freundliches Kraulen an der Stirn oder mit einer Pause durch Entlassen in die Dehnung. 

Was der Ausdruck eines Pferdes auch über seinen Gesundheitszustand aussagt 

Neben der Kommunikation kannst du die körperliche Erscheinung deines Pferds auch dazu nutzen, seinen Gesundheitszustand und sein Wohlbefinden zu beurteilen.

Merkmale gesunder Pferde:

  • Schöne und gesunde Zähne
  • Ein glänzendes Fell
  • Lachsrosafarbenes Zahnfleisch
  • Klare und wache Augen
  • Ein aufmerksames Ohrenspiel
  • Körpertemperatur zwischen 37.2 und 38.5 Grad Celsius
  • Eine Pulsfrequenz von 25 bis 50 Mal pro Minute.
  • Atemfrequenz von 12 bis 16 Atemzügen pro Minute

Tipp: Die Gesundheit der Schleimhaut des Pferdes kann durch einen Drucktest am Zahnfleisch getestet werden: Drücke das Zahnfleisch ein, muss es sich innerhalb von 3 Sekunden wieder in den Normalzustand zurückbilden. Wenn dem so ist, hat dein Pferd keine Abweichungen. Ist das Zahnfleisch nicht zartrosa, sondern dunkel rosa oder gar weiß rosa, rufe bitte deinen Tierarzt zur Hilfe.

Schmerzäußerungen bei Pferden

Schmerzen zeigen Pferde nicht durch deutliches „Schreien”. Aber auch Laute wie Stöhnen, Schnaufen und Zähneknirschen können durchaus der Äußerung von Schmerzen dienen. Hier ist es wichtig, dass du dein Pferd gut beobachtest und es vor allem auch gut kennen und einschätzen lernst. Manche Pferdebesitzer können sogar schon an der Art der Laute den entsprechenden Schmerz zuordnen, z.B. Pferde, die bei Magenproblemen immer mit den Zähnen knirschen oder Pferde, die bei einer Kolik (vor allem beim Hinlegen) laut aufstöhnen.

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